100 Unterschriften erreicht
An: Herrn Alain Berset und Frau Viola Amherd, Frau Carine Bachmann u.v.m
Raubgut-Petition: Rückgabe kolonialer Raubgüter und Aufarbeitung des kolonialen Erbes der Schweiz
Damit wir einen Prozess zur unverzüglichen Rückgabe kolonialer Raubgüter in den Museen und in Privatbesitz in der Schweiz sowie eine Aufarbeitung der verdrängten schweizerischen kolonialen Vergangenheit endlich ernsthaft in Gang setzen können, bitten wir Sie um Ihre Unterschrift und Unterstützung.
Mit Ihrer Unterschrift fordern Sie gemeinsam mit uns den Schweizer Staat – vertreten durch alle oben genannten politischen Verantwortlichen und andere nicht genannte aber relevante Personen, Unternehmen, und Institutionen – auf:
1. Den längst überfälligen Prozess zur bedingungslosen Rückgabe kolonialer Raubgüter in Schweizer Museen und in Privatbesitz unverzüglich und ernsthaft zu beginnen;
2. Ernsthafte und gleichberechtigte Verhandlungen über Restitutionen mit den rechtmässigen Besitzer:innen der geraubten Kulturgüter unverzüglich und bedingungslos zu beginnen;
2. Ein Gesetz oder Gesetze zur Illegalisierung des Besitzes, des Handels und der Weitergabe von kolonialen Raubgütern auf dem Weg zu bringen. Eine gründliche Untersuchung von Fällen von illegalem Privatbesitz und illegalem Handel mit kolonialen Raubgütern und die Bestrafung der Verantwortlichen sind erforderlich. Hehlerei ist in der Schweiz nicht nur strafbar, sie ist uns als Schweizer:innen auch unwürdig.
4. Sich erkennbar zur kolonialen Vergangenheit der Schweiz zu bekennen und Stellung dazu zu beziehen;
5. Sich für die Beteiligung der Schweiz an transatlantischer Versklavung und am Kolonialismus offiziell und erkennbar zu entschuldigen und Verantwortung dafür zu übernehmen;
6. Sich erkennbar dafür einzusetzen, alle Formen der kolonialen Kontinuitäten (Neokolonialismus) sowohl direkt durch den Schweizer Staat als auch durch die Zusammenarbeit mit Verbündeten zu beenden, einschliesslich für die Einleitung eines neuen dekolonialen und rassismuskritischen Bildungsauftrags;
7. Das Verzögern und Taktieren durch unendliche Provenienzforschungen zu beenden.
Mit Ihrer Unterschrift fordern Sie gemeinsam mit uns den Schweizer Staat – vertreten durch alle oben genannten politischen Verantwortlichen und andere nicht genannte aber relevante Personen, Unternehmen, und Institutionen – auf:
1. Den längst überfälligen Prozess zur bedingungslosen Rückgabe kolonialer Raubgüter in Schweizer Museen und in Privatbesitz unverzüglich und ernsthaft zu beginnen;
2. Ernsthafte und gleichberechtigte Verhandlungen über Restitutionen mit den rechtmässigen Besitzer:innen der geraubten Kulturgüter unverzüglich und bedingungslos zu beginnen;
2. Ein Gesetz oder Gesetze zur Illegalisierung des Besitzes, des Handels und der Weitergabe von kolonialen Raubgütern auf dem Weg zu bringen. Eine gründliche Untersuchung von Fällen von illegalem Privatbesitz und illegalem Handel mit kolonialen Raubgütern und die Bestrafung der Verantwortlichen sind erforderlich. Hehlerei ist in der Schweiz nicht nur strafbar, sie ist uns als Schweizer:innen auch unwürdig.
4. Sich erkennbar zur kolonialen Vergangenheit der Schweiz zu bekennen und Stellung dazu zu beziehen;
5. Sich für die Beteiligung der Schweiz an transatlantischer Versklavung und am Kolonialismus offiziell und erkennbar zu entschuldigen und Verantwortung dafür zu übernehmen;
6. Sich erkennbar dafür einzusetzen, alle Formen der kolonialen Kontinuitäten (Neokolonialismus) sowohl direkt durch den Schweizer Staat als auch durch die Zusammenarbeit mit Verbündeten zu beenden, einschliesslich für die Einleitung eines neuen dekolonialen und rassismuskritischen Bildungsauftrags;
7. Das Verzögern und Taktieren durch unendliche Provenienzforschungen zu beenden.
Warum ist das wichtig?
„Der Dieb richtet nicht mehr Schaden an als der Käufer der gestohlenen Waren”, so ein Yoruba-Sprichwort (Nigeria)
Obwohl die Schweiz offiziell keine Kolonien hatte, ist sie als grosse Profiteurin aus der Kolonialzeit hervorgegangen.
Das Schweizer Geschichtsverständnis und das Schweizer Kulturgut sind noch immer geprägt aus Verhältnissen des Kolonialismus. Zugespitzt zeigt sich dies in unserem ganzen Stolz: den Schweizer Museen.
In verschiedenen Schweizer Museen und Forschungszentren werden unzählige koloniale Raubgüter ausgestellt oder gebunkert. Sie erzählen glamouröse Geschichten von mutigen Helden, Entdeckern und Eroberern, die Europa mit den Ausbeuten ihrer Reisen zu Reichtum, Wohlstand und Glanz verholfen haben. Diese Geschichten haben unser kollektives Geschichtsverständnis geprägt.
”Wer die Macht hat, der hat das Sagen, auch in der modernen Geschichtsschreibung (...)”, schreibt Prinz (Prof.) Kum'a Ndumbe III aus Kamerun im Vorwort des Buchs “Unsere Opfer zählen nicht – Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg”. Tatsächlich werden Weltgeschichten leider immer noch aus eurozentristischen Perspektiven und Interessen geschrieben und erzählt. Dass mit den ominösen Entdeckungsreisen ganze Gemeinschaften ausgelöscht oder deren Reichtum, Kulturen und Identitäten gestohlen wurden, wird gekonnt und erfolgreich unter den Teppich gewischt oder verharmlost dargestellt.
Ein Ausschnitt aus dem Informationstext zur 1. Phase der “Benin Initiative Schweiz (BIS)” in Zürich illustriert diese absurde Situation sehr gut:
„Das Königtum Benin im heutigen Nigeria verbindet seit dem 15. Jahrhundert eine lange Geschichte des Austausches und Handels mit dem globalen Norden. In der Kolonialzeit wurde die Hauptstadt Benin City 1897 von britischen Kolonialtruppen angegriffen und dabei der Palast des Königs geplündert und niedergebrannt. Zwischen 3’000 und 5’000 Objekte wurden aus dem Palast entwendet. Sie gelangten in der Folge als sogenannte «Benin-Bronzen» über den Kunsthandel in private und öffentliche Sammlungen in der ganzen Welt. In der europäischen Rezeptionsgeschichte wurden die Objekte bereits früh aufgrund ihrer naturalistischen Ästhetik und kunstvollen Herstellungsart als Kunstwerke bewundert.”
Die Schweiz hat es bis heute geschafft, einen sehr unschönen Teil ihrer Geschichte erfolgreich zu ignorieren. Noch heute profitiert sie von den ausbeuterischen Verhältnissen sowohl der Kolonial- als auch Neokolonialzeiten.
Ein Artikel von swissinfo vom 14. Juli 2020 stellt die Verwicklungen der Schweiz mit dem Kolonialismus sehr gut dar (siehe unten: weiterführende Quellen & Links). Dass Raubgüter ohne Konsequenzen ausgestellt werden, widerspricht den Werten, die die Schweiz im Innersten zusammenhält, und ist ungerecht.
Es ist an der Zeit, dass die Schweiz ihre Verantwortung für das historische Unrecht anerkennt. Sie muss unserer Petition Folge leisten und endlich Schritte unternehmen, um die Opfer zu entschädigen. Sie muss national und international ein eindeutiges Zeichen gegen die Ausbeutung von Menschen in kolonisierten Gebieten setzen und das eigene koloniale Erbe sowie eigene Verwicklungen in koloniale Kontinuitäten aufarbeiten. Die Rückgabe von kolonialen Raubgütern ist elementar für den existentiell wichtigen Dekolonisierungsprozess als Ganzen – ein Garant für Weltfrieden und Völkerverständigung, denn: kein Frieden ohne Gerechtigkeit!
In der Schweiz gibt es eine Reihe von Organisationen und selbst organisierte Kollektive, die sich ernsthaft mit der Aufarbeitung der kolonialen Geschichte der Schweiz beschäftigen und versuchen, das Wissen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Diese enorm wichtige Arbeit muss offiziell anerkannt und finanziell unterstützt werden.
Ausserdem muss der Schweizer Kulturplatz einen Bildungsauftrag zur Dekolonisierung der Schweiz übernehmen. Diese Forderung könnte in Form eines nationalen Dekolonisierungsfonds vom Bundesamt für Kultur umgesetzt werden.
Wir als Petitionär:innen und die Unterzeichnenden dieser Petition appellieren an alle oben genannten politischen Verantwortlichen und andere nicht genannte aber relevante Personen, Unternehmen, und Institutionen, unsere Forderungen zu unterstützen und die notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um das koloniale Erbe der Schweiz aufzuarbeiten, den illegalen Handel mit kolonialen Raubgütern zu beenden und die bedingungslose Rückgabe sowie angemessene Reparationen unverzüglich in die Wege zu leiten.
Weiter bitten wir alle oben genannten politischen Verantwortlichen und andere nicht genannte aber relevante Personen, Unternehmen, und Institutionen, diese Petition ernsthaft zu prüfen, entsprechende Massnahmen einzuleiten und uns über diese zu informieren.
Vielen herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Klimastreik Schweiz
Mit freundlicher Unterstützung von Peter Emorinken-Donatus
UNTERSTÜTZEN SIE UNS
Wenn du dich dazu entscheidest, alleine oder mit deiner Organisation, deinem Kollektiv oder mit deinen Freund:innen, mit uns zusammenzuarbeiten oder uns zu unterstützen, oder du Fragen oder Projektideen hast, melde dich!
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WEITERFÜHRENDE QUELLEN UND LINKS
https://rietberg.ch/forschung/benin-initiative-schweiz
https://www.swissinfo.ch/ger/die-schweiz-und-der-kolonialismus/45900498
Obwohl die Schweiz offiziell keine Kolonien hatte, ist sie als grosse Profiteurin aus der Kolonialzeit hervorgegangen.
Das Schweizer Geschichtsverständnis und das Schweizer Kulturgut sind noch immer geprägt aus Verhältnissen des Kolonialismus. Zugespitzt zeigt sich dies in unserem ganzen Stolz: den Schweizer Museen.
In verschiedenen Schweizer Museen und Forschungszentren werden unzählige koloniale Raubgüter ausgestellt oder gebunkert. Sie erzählen glamouröse Geschichten von mutigen Helden, Entdeckern und Eroberern, die Europa mit den Ausbeuten ihrer Reisen zu Reichtum, Wohlstand und Glanz verholfen haben. Diese Geschichten haben unser kollektives Geschichtsverständnis geprägt.
”Wer die Macht hat, der hat das Sagen, auch in der modernen Geschichtsschreibung (...)”, schreibt Prinz (Prof.) Kum'a Ndumbe III aus Kamerun im Vorwort des Buchs “Unsere Opfer zählen nicht – Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg”. Tatsächlich werden Weltgeschichten leider immer noch aus eurozentristischen Perspektiven und Interessen geschrieben und erzählt. Dass mit den ominösen Entdeckungsreisen ganze Gemeinschaften ausgelöscht oder deren Reichtum, Kulturen und Identitäten gestohlen wurden, wird gekonnt und erfolgreich unter den Teppich gewischt oder verharmlost dargestellt.
Ein Ausschnitt aus dem Informationstext zur 1. Phase der “Benin Initiative Schweiz (BIS)” in Zürich illustriert diese absurde Situation sehr gut:
„Das Königtum Benin im heutigen Nigeria verbindet seit dem 15. Jahrhundert eine lange Geschichte des Austausches und Handels mit dem globalen Norden. In der Kolonialzeit wurde die Hauptstadt Benin City 1897 von britischen Kolonialtruppen angegriffen und dabei der Palast des Königs geplündert und niedergebrannt. Zwischen 3’000 und 5’000 Objekte wurden aus dem Palast entwendet. Sie gelangten in der Folge als sogenannte «Benin-Bronzen» über den Kunsthandel in private und öffentliche Sammlungen in der ganzen Welt. In der europäischen Rezeptionsgeschichte wurden die Objekte bereits früh aufgrund ihrer naturalistischen Ästhetik und kunstvollen Herstellungsart als Kunstwerke bewundert.”
Die Schweiz hat es bis heute geschafft, einen sehr unschönen Teil ihrer Geschichte erfolgreich zu ignorieren. Noch heute profitiert sie von den ausbeuterischen Verhältnissen sowohl der Kolonial- als auch Neokolonialzeiten.
Ein Artikel von swissinfo vom 14. Juli 2020 stellt die Verwicklungen der Schweiz mit dem Kolonialismus sehr gut dar (siehe unten: weiterführende Quellen & Links). Dass Raubgüter ohne Konsequenzen ausgestellt werden, widerspricht den Werten, die die Schweiz im Innersten zusammenhält, und ist ungerecht.
Es ist an der Zeit, dass die Schweiz ihre Verantwortung für das historische Unrecht anerkennt. Sie muss unserer Petition Folge leisten und endlich Schritte unternehmen, um die Opfer zu entschädigen. Sie muss national und international ein eindeutiges Zeichen gegen die Ausbeutung von Menschen in kolonisierten Gebieten setzen und das eigene koloniale Erbe sowie eigene Verwicklungen in koloniale Kontinuitäten aufarbeiten. Die Rückgabe von kolonialen Raubgütern ist elementar für den existentiell wichtigen Dekolonisierungsprozess als Ganzen – ein Garant für Weltfrieden und Völkerverständigung, denn: kein Frieden ohne Gerechtigkeit!
In der Schweiz gibt es eine Reihe von Organisationen und selbst organisierte Kollektive, die sich ernsthaft mit der Aufarbeitung der kolonialen Geschichte der Schweiz beschäftigen und versuchen, das Wissen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Diese enorm wichtige Arbeit muss offiziell anerkannt und finanziell unterstützt werden.
Ausserdem muss der Schweizer Kulturplatz einen Bildungsauftrag zur Dekolonisierung der Schweiz übernehmen. Diese Forderung könnte in Form eines nationalen Dekolonisierungsfonds vom Bundesamt für Kultur umgesetzt werden.
Wir als Petitionär:innen und die Unterzeichnenden dieser Petition appellieren an alle oben genannten politischen Verantwortlichen und andere nicht genannte aber relevante Personen, Unternehmen, und Institutionen, unsere Forderungen zu unterstützen und die notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um das koloniale Erbe der Schweiz aufzuarbeiten, den illegalen Handel mit kolonialen Raubgütern zu beenden und die bedingungslose Rückgabe sowie angemessene Reparationen unverzüglich in die Wege zu leiten.
Weiter bitten wir alle oben genannten politischen Verantwortlichen und andere nicht genannte aber relevante Personen, Unternehmen, und Institutionen, diese Petition ernsthaft zu prüfen, entsprechende Massnahmen einzuleiten und uns über diese zu informieren.
Vielen herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Klimastreik Schweiz
Mit freundlicher Unterstützung von Peter Emorinken-Donatus
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