Am 7. Mai 2019 erteilten Sie eine Baubewilligung für einen Neubau auf dem Areal der FRANZ-Garage am Mythenquai 349/351/353 in Zürich-Wollishofen auf der Höhe der GZ-Wiese ("Savera-Areal"). Es entsteht eine siebenstöckige Arealüberbauung mit 68 Luxuswohnungen auf einer Fläche von rund 6'000 Quadratmetern. Das geplante Gebäude liegt im Uferstreifen zwischen Strasse und Seeufer auf einer Länge von 125 Metern und die maximale Gebäudehöhe beträgt 25 Meter - ein gigantisches Beton-Monster.
Die Öffentlichkeit haben Sie nicht in die Planung einbezogen. Sie haben keinen Gestaltungsplan aufgestellt, obwohl das Gesetz dies so vorsieht, wenn ein wesentliches öffentliches Interesse besteht - beispielsweise des Ortsbild- und Landschaftsschutzes. Im Gegenteil: Sie haben in einem mehrjährigen Vorspann völlig geräuschlos die Bauzone des Areals zugunsten der Bauherrschaft umschreiben lassen. Dadurch verdoppelte sich die maximale Gebäudehöhe von 12,5 Meter auf 25 Meter und die maximale Geschosszahl erhöhte sich von drei auf sieben Vollgeschosse. Sie handelten nicht wie ein staatlicher Amtsträger, sondern wie ein privater Unternehmensberater, denn Sie vergolden damit das Immobilien-Portfolio einer millionenschweren Mineralölgesellschaft (A.H. Meyer Holding AG).
Das Gebäude wird mit seiner physischen Dominanz die Umgebung vereinnahmen und den öffentlichen Grünraum am Seeufer in seiner Qualität als Erholungsraum massiv abwerten. Durch den Schattenwurf wird die Nutzung als Bade- und Liegewiese massiv beeinträchtigt. Die Überbauung mit über vierzig Balkonen auf der Seeseite wird die Erholungssuchenden gleichsam verzwergen. Sie werden den Freiraum in der gewohnten Wahrnehmung nicht mehr wiedererkennen und sich wie in einem Albtraum fühlen.
André Odermatt, ziehen Sie jetzt die Notbremse! Es kann doch nicht sein, dass Sie im Alleingang über eine solch folgenschwere Weichenstellung für die nächsten drei bis vier Generationen entscheiden. Gemäss Gemeindeordnung sind Sie gehalten, die Qualität des öffentlichen Grünraums als Naherholungsgebiet langfristig zu gewährleisten. Der Stadtrat hat die gesetzliche Grundlage, um in eigener Zuständigkeit Liegenschaften zu erwerben (Art. 41 lit. m GO). Aufgrund dieser Bestimmung sicherte der Stadtrat beispielsweise das Hardturm-Areal für 50 Mio. Franken (2010), das Koch-Areal für 70 Mio. Franken (2013) oder drei Wohnliegenschaften in Aussersihl für 32 Mio. Franken (2017). Gerade wegen der Dringlichkeit hätte der Stadtrat die Kompetenz dazu, die Baubrache des Areals FRANZ-Garage auf dem Weg der Verhandlung oder Enteignung kurzfristig an sich zu binden. Dadurch könnte die öffentliche Entscheidfindung nachgeholt werden, die Sie bisher unterbunden haben.
André Odermatt, seien Sie jetzt bereit für ein Umdenken und entscheiden sich für ein proaktives Handeln im Interesse der Stadtbewohnenden. Bewahren Sie uns vor diesem Beton-Monster am See!
Peter-Wolfgang von Matt
Warum ist das wichtig?
Im Sommer 2019 lancierte ein parteiloses Initiativkomitee die kommunale Volksinitaitive zum Schutz des öffentlichen Grünraums am Seeufer ("Besonnungs-Initiative"). Die Initiative kam mit über 3'000 Unterschriften zustande und wurde vom Stadtrat für gültig erklärt.
Mit der Initiative soll in der Gemeindeordnung festgeschrieben werden, dass die bestehende Besonnung des Grünraums rund um das städtische Seebecken geschützt wird. Dadurch sollen Neubauten mit einem Schattenwurf auf den öffentlichen Erholungsraum am Seeufer verhindert werden.
Die "Besonnungs-Initiative" kommt am 26. September 2021 zur Abstimmung. Wir rufen die Stimmberechtigten in der Stadt Zürich dazu auf, mit JA zu stimmen!