10 Unterschriften erreicht
An: Thierry Burkart Präsident der FDP Schweiz & Jonas Lüthy Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz
Keine pauschale Kriminalisierung aller progressiven Kräfte in der Schweiz
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Die Unterzeichner:innen dieser Petition appellieren an alle liberalen, demokratischen und antifaschistischen Kräfte, ob parteipolitisch oder autonom organisiert, sich von Philipp Müllers Aussagen zum Antifa-Verbot zu distanzieren und sich dagegen zu wehren. Der antifaschistische Konsens, der sich nach der 2. Weltkrieg etabliert hat, darf nicht vergessen, delegitimiert und kriminalisiert werden.
Warum ist das wichtig?
Philippe Müller, Sicherheitsdirektor des Kantons Bern und bekannter Rechts-aussen-Exponent innerhalb der FDP, hat im Zusammenhang mit den Zusammenstössen in Bern am 11. Oktober die Forderung in den Raum gestellt, “die Antifa” zu verbieten.
Diese Aussage darf nicht einfach als undurchführbar abgetan und verharmlost werden, sondern muss als brandgefährliche Äusserung benannt werden, die die gesamte liberal-demokratische Schweiz wachrütteln sollte.
Sowas wie "die" Antifa gibt es nicht: "Antifa" ist eine Abkürzung für "Antifaschismus". In einer Demokratie darf es keine neutrale Haltung zu Faschismus geben. Wer für Freiheit, Gleichheit und Menschenrechte einsteht, ist antifaschistisch.
Antifaschistische Arbeit umfasst übrigens auch Recherche- und Archivarbeit, die schon in vielen Fällen von rechter Gewalt essentiell war, um rechte Verbrechen aufzudecken, und damit Lücken füllt, die der Staat nicht schliessen kann.
Es gibt keine Organisation, die den Namen für sich beansprucht, keinen Verein, keine Persönlichkeiten, die offiziell "die Antifa" sind. In seiner Funktion sollte Müller das wissen.
Gerade als Sicherheitsdirektor beweist er mit seiner Aussage entweder Inkompetenz oder Unehrlichkeit. Beides ist gefährlich.
Das Verbieten von einem derart weiten Konzept, legt die Grundlage zur politischen Verfolgung der gesamten progressiven Schweiz. Es kann beliebig ausgedehnt werden, allen voran auf alle Gruppen, die antifaschistisch im Namen tragen. In einem weiteren Sinn kann auch Sozialdemokrat:innen, Grünen, engagierten Christ:innen, Sozialliberalen und Grünliberalen eine Nähe zur Antifa nahegelegt werden – wenn sie sich besipielsweise gegen Rechtsextremismus einsetzen, für Bewegungsfreiheit kämpfen, geflüchtete Menschen unterstützen, queerfreundliche Räume aufbauen, feministisch aktiv sind, und alles was sonst noch Rechtsradikale zur Weissglut bringt.
Müllers Aussagen wurden nicht zufällig geäussert, nachdem kurz zuvor die US-Regierung unter Präsident Trump Antifa als Terrororganisation eingestuft hat. Dies kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass Müller sogenanntes dog-whistling* betreibt, um Trump-Sympathisierenden in der Schweiz zu signalisieren, auf welcher Seite er steht bzw. was seine politische Agenda ist.
In Zeiten eines weltweiten Rechtsruckes sind dies alarmierende Signale, die eine einheitliche Antwort aller antifaschistischen Stimmen erfordert, anstatt alle progressiven Bewegungen pauschal zu kriminalisieren.
Wir appellieren somit eindringlich an Herrn Burkhart und Herrn Lüthy, für die demokratisch-liberale Verfassungsordnung der Schweiz einzustehen und sich von Philipp Müllers rechts-populistischen Aussagen und undemokratischen Intentionen zu distanzieren.
*Angelehnt an Ultraschall-Hunde-Pfeifen, die für Menschen geräuschlos erscheinen, handelt es sich bei dog-whistling um eine kommunikative Taktik, die von Neu-Rechten und/oder Verschwörungs-Erzähler:innen angewandt wird. Sie besteht darin, politisch kontroverse Meinungen durch kodierte Begriffe anzudeuten. Für das breite Publikum unaufällig, ist die eigentliche Adressatin eines dog-whistles die potentielle Anhänger:innenschaft.
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Quellen:
- Bernerzeitung, 12.10.2025: Eskalation in Bern: Jetzt fordern Politiker ein schärferes Vorgehen gegen Linksradikale
- Adorno, T. W. (2019). Aspekte des neuen Rechtsradikalismus. Ein Vortrag von Theodor W. Adorno. (V. Zühlsdorff, Hrsg.). Suhrkamp
- Eco, U. (2020). Der ewige Faschismus. Carl Hanser Verlag.